75-Jahre Ortsfeuerwehr Fahrendorf

Start mit dem „Spritzenhaus“

Die Freiwillige Ortsfeuerwehr Fahrendorf blickt in diesem Jahr auf eine 75-jährige Geschichte zurück

Fahrendorf. Seit 75 Jahren besteht die Freiwillige Feuerwehr Fahrendorf. Auch wenn dieser Anlass in diesem Jahr coronabedingt nicht groß gefeiert werden konnte, freuen sich Ortsbrandmeister Michael Könke und sein Stellvertreter Heinz Hartmann mit ihren Kameraden doch, auf eine stolze Geschichte zurückschauen zu können. Deshalb wird in Kürze eine Festschrift veröffentlicht. Und die Bremervörder Zeitung und die Bremervörder Rundschau nehmen das Jubiläum zum Anlass, auf dieser und den beiden nächsten Seiten die 75-jährige Geschichte der Feuerwehr zu würdigen.

Bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts existierte in Fahrendorf eine Pflichtfeuerwehr. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es notwendig worden, das bestehende Feuerlöschwesen neu zu organisieren. Aus diesem Grund lud Bürgermeister Klaus Meyer zur Gründungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Fahrendorf. An diesem Tag gründeten elf Männer und der ehemalige Wehrführer der bis dato bestehenden Pflichtfeuerwehr, Jakob Nehring, die Freiwillige Feuerwehr Fahrendorf.

Zur Verfügung stand der noch jungen Feuerwehr die Ausrüstung der Pflichtfeuerwehr.

Mit den Planungen und anschließenden Arbeiten für das erste „Spritzenhaus“ in Fahrendorf wurde aber schon 1947 begonnen. Als Standort wählte man das ehemalige Schulgrundstück in der Mitte der Ortschaft. Die Arbeiten wurden kurze Zeit später beendet und das Gebäude konnte bezogen werden. Bis zum Abschluss der Arbeiten wurde der Tragkraftspritzenanhänger in einer Scheune bei einem
Landwirt untergestellt.

Einige Jahre später wurde bereits mit den Planungen für das heutige Dorfgemeinschaftshaus begonnen. Hierzu musste das „Spritzenhaus“ weichen. Mit viel Eigenleistung erschufen sich die Fahrendorfer Bürger und Kameraden der Feuerwehr einen neuen Ortsmittelpunkt. Das Gebäude konnte 1968 bezogen werden.

Dorfgemeinschaftshaus

Die Freiwillige Ortsfeuerwehr Fahrendorf bezog im Erdgeschoss eine Fahrzeughalle mit zwei Stellplätzen, sowie einem kleinen Lagerbereich und einem Schulungsraum.

Im Obergeschoss wurden Sanitäreinrichtungen und ein großer Veranstaltungsraum geschaffen. Das Dorfgemeinschaftshaus ist bis heute, fast unverändert, die Heimat der Freiwilligen Ortsfeuerwehr Fahrendorf.

Das erste Fahrzeug erhielt die Ortsfeuerwehr Fahrendorf am 10. August 1961.

Es handelte sich um ein Tragkraftspritzenfahrzeug mit Truppbesatzung (TSF-Tr.), aufgebaut auf einem VW-Bus T1, auch „VW-Bully“ genannt. Dieses Fahrzeug wurde Anfang der 1990er Jahre an den Bauhof der Gemeinde Gnarrenburg abgegeben. Im November 1972 konnte das zweite Fahrzeug in Dienst gestellt werden.

Ein Löschgruppenfahrzeug 8 (LF 8), auf einem Opel-Blitz-Fahrgestell. Dieses Fahrzeug wurde Ende 2006 durch das neue TSF-W ersetzt und nach Außerdienststellung veräußert.

Hilfe über das Dorf hinaus

Feuerwehr Fahrendorf ist über die Kreisbereitschaft Nord eingebunden in überregionale Einsätze

Fahrendorf. Über die Kreisbereitschaft Nord ist die Freiwillige Feuerwehr Fahrendorf auch in überregionale Einsätze eingebunden – etwa bei der Moorbrand-Katastrophe im Emsland oder dem Elbhochwasser im Jahr 2013.

Im Jahr 1981 erhielt die damalige Stützpunktfeuerwehr Fahrendorf nach langen Verhandlungen ihr drittes Fahrzeug, ein neues, so genanntes „Tanklöschfahrzeug 8 Waldbrand“ (TLF 8 W). Dieser Fahrzeugtyp resultierte aus dem großen Brand in der Lüneburger Heide 1975. Diese Fahrzeuge waren hochgeländegängig und hatten bis zu 1 800 Liter Löschwasser an Bord. Das Tanklöschfahrzeug wurde 2006 an die Ortsfeuerwehr Karlshöfen abgegeben, da der Stützpunkt dorthin verlagert wurde.

Als Ersatz für das LF 8 und dem TLF 8 W konnte die Feuerwehr Fahrendorf 2006 ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wassertank (TSF-W) in Empfang nehmen. Dieses Fahrzeug entspricht jedoch nicht ganz der gültigen Norm, da es mit einer zusätzlich festeingebauten Pumpe und der sonstigen Beladung eher einem Mittlerem Löschfahrzeug (MLF), früher Staffellöschfahrzeug, entspricht. Das TSF-W ist heute das einzige Fahrzeug der Fahrendorfer Wehr und leistet den Kameraden gute Dienste.

55 aktive Mitglieder

Heute hat die Feuerwehr Fahrendorf beachtliche 55 aktive Mitglieder sowie weitere sieben Mitglieder in der Altersabteilung und zwei Ehrenmitglieder.

Geleitet wird die Freiwillige Feuerwehr Fahrendorf vom Ortsbrandmeister Michael Könke, sowie seinem Stellvertreter Heinz Hartmann.

Neben den Einsatzgeschehen in der Ortschaft Fahrendorf beziehungsweise der Gemeinde Gnarrenburg ist die Feuerwehr Fahrendorf auch noch in die Kreisbereitschaft Nord des Landkreises Rotenburg eingebunden. Dadurch sind die Kameraden auch regelmäßig mit Katastropheneinsätzen wie zuletzt dem Moorbrand in Meppen (2018) oder dem Elbhochwasser (2013) konfrontiert. Zusätzlich engagieren sich einige Fahrendorfer Kameraden noch in der Führungsgruppe der Gemeinde Gnarrenburg, als Führungskraft in der Kreisfeuerwehrbereitschaft, sind als Ausbilder bei der Truppmann Teil 1 Ausbildung tätig oder als Betreuer in der Klenkendorfer Jugendfeuerwehr.

Größte Bewährungsprobe

Als drei schlafende Kinder gerettet wurden – Das Großfeuer des Jahres 1959

Fahrendorf. Die Liste der Einsätze der Feuerwehr Fahrendorf ist lang. Doch ihre wohl größte Bewährungsprobe – bis heute – hatte die Freiwillige Feuerwehr Fahrendorf im Juli 1959. Gegen Mitternacht brannte es auf einem Hof in Fahrendorf…

Zuerst war nur ein Mietshaus auf dem Gelände betroffen. Aber durch ungünstige Windverhältnisse breitete sich das Feuer erst auf eine ca. 100 Meter entfernt stehende Scheune und anschließend auf das noch nicht betroffenen Wohn- und Wirtschaftsgebäude weiter aus.

Trotz sofort eingeleiteter Löscharbeiten seitens der Fahrendorfer Feuerwehr und der weiteren herbei geeilten Wehren aus Klenkendorf, Spreckens, Bremervörde und der Lagerfeuerwehr aus Sandbostel konnte, bis auf eine kleine Scheune, kein Gebäude vor dem Flammenmeer gerettet werden. Überall brannte es lichterloh. Selbst Bäume in der Nähe des Hauses brannten.

Glücklicherweise wurden keine Personen verletzt. Dies ist nicht zuletzt Otto Himmert zu verdanken, der die drei noch schlafenden Kinder aus dem brennenden Mietshaus rettet. Für diese mutige Rettung wurde Otto Himmert vom niedersächsischen Innenminister mit der Rettungsmedaille des Landes Niedersachsen ausgezeichnet. Bei diesem Großbrand wurden damals zwölf Menschen obdachlos und es entstand ein Schaden von etwa 150.000 Mark.

Text: Andre Wilshusen – Freiwillige Feuerwehr Fahrendorf und Bremervörder Zeitung