Karlshöfen. Unter der Sammelbezeichnung „Vegetationsbrand“ werden alle Brände in Wäldern, auf Feldern oder anderen Flächen in der freien Natur zusammengefasst. Da es sich bei solchen Szenarien häufig um dynamische Lagen handelt, sind hier in der Regel andere Einsatztaktiken als z.B. bei Wohnungsbränden anzuwenden.
Durch die zunehmende Trockenheit finden sich entsprechende Einsätze in den letzten Jahren immer häufiger in den Statistiken der Feuerwehren. Um uns für den Ernstfall fit zu halten, haben wir eine Stationsausbildung zum Thema Vegetationsbrandbekämpfung durchgeführt.
Bereits im letzten Winter hat der stv. Ortsbrandmeister Patrick Böhm die theoretischen Grundlagen in allen 3 Einsatzgruppen unterrichtet. Darauf aufbauend wurde nun die praktische Ausbildung in den Fokus gerückt. Als Ausbilder fungierten der stv. Ortsbrandmeister Patrick Böhm und Gruppenführer Alexander Maaser. In die Vorbereitung des Ausbildungsdienstes wurde zudem Atemschutzwart Stephan Kück eingebunden.
Aufgeteilt in 2 Gruppen wurden zunächst 2 Stationen im Wechsel abgearbeitet. An der Station von Alexander Maaser ging es um den Umgang mit Kleinlöschgeräten, Handwerkzeugen und Feuerpatschen. Diese Geräte haben sich trotz modernster Technik über all die Jahre immer bewährt und sind auch heute noch ein wichtiger Bestandteil im Rahmen der Vegetationsbrandbekämpfung. Neben dem richtigen Umgang mit den Geräten wurde auch das richtige Vorgehen innerhalb einer taktischen Einheit geübt. Dazu gab es nützliche Hinweise in Bezug auf die persönliche Schutzausrüstung sowie auf Einsatzgrenzen, bedingt durch die Intensität des Feuers.
An der Station von Patrick Böhm lernten die Teilnehmer den Einsatz des sogenannten Raupenverfahrens kennen. Das Raupenverfahren ist eine Technik zur mobilen Brandbekämpfung. Ähnlich wie eine Raupe ihren Körper durch abwechselnde Bewegung von Kopf und Hinterteil nach vorne schiebt, bewegen sich hier der Trupp mit Strahlrohr und das Fahrzeug abwechselnd vor. Mit unserem geländegängigen MLF, welches 2.000 Liter Wasser mitführt, kann so schnell und effektiv mit einer relativ kleinen Besatzung eine große Fläche oder z.B. ein langer Abschnitt entlang einer Straßenböschung bearbeitet werden.
Zum Abschluss der Ausbildung wurde beiden Gruppen zusammen noch der Einsatz von Netzmitteln näher gebracht. Netzmittel setzen, ähnlich wie Seife, die Oberflächenspannung des Wassers herab. Das Wasser kann so auch z.B. in trockenen Boden eindringen. Die Löschwirkung ist so um ein Vielfaches höher und der Wassereinsatz dadurch geringer. Gerade in abgelegenen Gebieten, wo es keine Hydranten o.ä. gibt, ist der sparsame Einsatz von Wasser entscheidend für den Einsatzerfolg. Neben dem bekannten Geradeausverfahren, welches auch beim Einsatz von Löschschaum genutzt wird, hat Patrick Böhm zudem das eher unbekannte Nebenschlussverfahren erläutert und praktisch aufbauen lassen. Im Nebenschlussverfahren schaltet man die Nachteile des Geradeausverfahrens, wie einen hohen Druckverlust oder eine zwingend benötigte Durchflussmenge am Zumischer, aus. Dafür ist der Aufbau jedoch erstmal etwas komplizierter und man hat nach dem Einsatz einen höheren Reinigungsaufwand. Zudem lässt sich das Nebenschlussverfahren nicht im Tankbetrieb nutzen, es wird zwingend eine Wasserzuführung unter Druck benötigt.
Die in dieser Ausbildung erlernten Grundlagen werden nun in den Diensten der 3 Einsatzgruppen vertieft.