Orkan hält Einsatzkräfte auf Trab

Einsatzort: Gemeinde Gnarrenburg

Einsatzstichwort: UNW - Unwettereinsatz


Alarmierte Einheiten:

FF Augustendorf | FF Brillit | FF Findorf | FF Gnarrenburg | FF Karlshöfen | FF Klenkendorf | FF Kuhstedt | FF Kuhstedtermoor | FF Langenhausen

Fahrzeuge am Einsatzort:

TSF Augustendorf 12-40-23
TSF Brillit 12-40-24
TSF Findorf 12-40-33
ELW Gnarrenburg 12-11-21
LF Gnarrenburg 12-45-21
RW Gnarrenburg 12-51-21
TLF Karlshöfen 12-20-31
LF Karlshöfen 12-45-31
TSF Klenkendorf 12-40-26
TSF Kuhstedt 12-40-27
StLF Kuhstedt 12-42-27
TSF Kuhstedtermoor 12-40-35
TSF Langenhausen 12-40-28

Über 330 sturmbedingte Feuerwehreinsätze im Landkreis Rotenburg – Nächstes Sturmtief ist schon im Anmarsch

Bremervörde. Sturmtief „Ylenia“ hatte Niedersachsen gestern fest im Griff. In Uelzen starb ein Mann, als ein Baum auf sein Auto stürzte. In Bremervörde und den umliegenden Gemeinden forderte der Sturm kein Menschenleben, aber Polizei und vor allem Feuerwehr waren nahezu im Dauereinsatz. Die Feuerwehren im Bremervörder Stadtgebiet mussten bis zum Nachmittag zu 31 sturmbedingten Einsätzen ausrücken. Die Gnarrenburger Feuerwehren hatten bis zum Mittag 29 Einsätze.

Schulbusse fahren an diesem Donnerstag keine. Wie in vielen Schulen in Niedersachsen fällt der Unterricht im Landkreis Rotenburg aus. In großen Teilen Norddeutschlands wird der Bahnverkehr eingestellt. Auch die Züge der EVB stehen zwischenzeitig still. Auf der Schienenstrecke zwischen Bremerhaven und Buxtehude läuft zwischen 5.30 und 12.45 Uhr nichts mehr. Weitere Unterbrechungen und Beeinträchtigungen kann Pressesprecherin Andrea Stein nicht ausschließen. Für heute Abend ist das nächste schwere Sturmtief angekündigt, „Zeynep“, heißt es.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag fegt Sturmtief „Ylenia“ mit großer Wucht über den Landkreis Rotenburg. Bis gestern Nachmittag, 15 Uhr, verzeichnet die Feuerwehr über 330 Einsätze im gesamten Landkreis. Und es kommen Weitere hinzu. Meistens handelt es sich um herabgefallene Äste oder umgestürzte Bäume, die von Wegen und Straßen geräumt werden müssen.

Im Nordkreis erreicht die Beamten der Polizei Bremervörde die erste Gefahrenmeldung am Mittwoch kurz nach 23 Uhr. Im Moorlandsweg in Hipstedt hängt eine abgerissene Telefonleitung auf die Fahrbahn. Etwas später wird ein loses Wellblech in der Neuen Straße in Bremervörde gemeldet. Gegen 3 Uhr wird der Einsatzleitung mitgeteilt, dass die B 74 bei Kuhstedt halbseitig überflutet sei. „Im weiteren Verlauf der Nacht kommt es zu einigen kleineren Verkehrsunfällen durch herabgestürzte Äste. Auf der K125 zwischen Bremervörde und Bevern kommt es gegen 6.20 Uhr zu einer Kollision zwischen einem Lkw und einem Pkw, nachdem der Lastwagen von einer Windböe erfasst wurde. Der Lkw kippt um. Die Kreisstraße muss für eine halbe Stunde gesperrt werden. Polizeisprecher Heiner van der Werp berichtet von zahleichen Sturmschäden. Um 7.20 Uhr reißt der Orkan einen Lkw-Anhänger auf der B 71 zwischen Selsingen und Seedorf um.

Nachts rückt auch die Karlshöfener Feuerwehr erstmalig aus, um einen Baum von der Straße zu holen und darüber hinaus für den Abfluss von Regenwasser zu sorgen, das sich in großen Mengen auf der Straße unweit des ehemaligen Dancing Clubs gestaut hat.

In den frühen Morgenstunden häufen sich die Einsätze für die Feuerwehren in der Gemeinde Gnarrenburg. „Bis auf Glinstedt und Fahrendorf waren in den frühen Morgenstunden von 5 bis 9 Uhr alle Gnarrenburger Ortswehren im Einsatz. Bis zum Mittag hatten wir insgesamt 29 Einsätze“, berichtet Timm Meyer, Sprecher der Gemeindefeuerwehren. Meist stürzen Bäume oder Äste auf Straßen, Hofeinfahrten oder Grundstücke, doch ereignen sich auch zwei Verkehrsunfälle in Folge des Sturms: Auf der L 122 stürzt zwischen dem Abzweig nach Findorf und der Raisa ein Baum auf die Straße: Zwei Fahrzeuge prallen gegen den Stamm. „Zum Glück ist niemand verletzt worden“, sagt Meyer. Auch für seine Kameraden sind die Einsätze sehr gefährlich. Ein Mann der Gnarrenburger Wehr prallt mit seinem Fahrzeug auf dem Weg zum Feuerwehrhaus gegen einen umgestürzten Baum, der Feuerwehrmann kommt mit dem Schrecken davon und bleibt unverletzt.

Sehr gefährlich seien auch die Einsätze vor Ort, berichtet Meyer: Bei Säge- und Aufräumarbeiten drohten weitere Äste auf die Einsatzkräfte zu stürzen, sagt Meyer. Umso mehr freue er sich mit seinem Kameraden über den großen Zuspruch aus der Bevölkerung für die Ehrenamtler. Ein dankbarer Einwohner bringt Bockwurst, Kaffee und Kekse zum Gnarrenburger Feuerwehrhaus. „Darüber haben wir uns sehr gefreut.“ Dankbar zeigt sich auch ein Barkhausener Bürger, auf dessen Grundstück Bäume umgestürzt sind: „Die tüchtigen Männer der Feuerwehr Gnarrenburg hatten auf unserem Hof einen Großeinsatz. Zum Glück schlugen die Bäume nicht ins Parterre unseres Bauernhauses durch“, teilt Thomas Otto der Redaktion mit. „Die Wehrmänner sägten den Übergang zum Haus frei, hievten die Bäume aus dem Dach und dichteten es provisorisch ab“, berichtet der Barkhausener.

Rund um Zeven verzeichnet die Polizei ebenfalls kleinere Einsätze. Als am frühen Morgen in Hamersen ein Baum auf ein Wohnhaus zu kippen droht, sperren Beamten der Polizeistation Sittensen die Landesstraße 130 für eine knappe Stunde. Auf der Hansalinie A1 zwischen Bremen und Hamburg kommt es  sturmbedingt zu keinen nennenswerten Vorfällen.

In Rotenburg muss am Morgen die Glockengießer Straße für einen Feuerwehreinsatz kurzzeitig gesperrt werden. Ein großer Ast ist von einem Baum abgebrochen und in das Gebäude eines Seniorenheims gestürzt. Eine Etage der Anlage muss geräumt werden. Die Feuerwehr beseitigt die Gefahr. Ansonsten kommt es im Südkreis in der Nacht zu vielen Meldungen von Gefahrenstellen durch abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume. Einsatzkräfte der örtlichen Feuerwehren kümmern sich darum. In der Dorfstraße in Hemsbünde fährt ein Auto gegen einen umgestürzten Baum. Zu einem ähnlichen Unfall kommt es auf der Kreisstraße zwischen Süderwalsede und Kirchwalsede. In beiden Fällen wird niemand verletzt.

Text: Frauke Siems und Thomas Schmidt – Bremervörder Zeitung
Bilder: Gemeindefeuerwehr Gnarrenburg