Einen ersten Vorläufer der heutigen Freiwilligen Feuerwehr Gnarrenburg gab es schon im Jahre 1870. Damals wurde in der Ortschaft Gnarrenburg eine Kastenfeuerspritze mit 10 bis 12 Meter Schlauch und einem Strahlrohr beschafft.

Das Wasser musste noch mittels Eimer in den Kasten gegossen werden, um dann durch das im Kasten befindliche Druckpumpwerk zum Brandherd geschafft zu werden. Die Spritze hatte einen einseitigen Hebel mit einer Druckstange und konnte von zwei bis drei Mann bedient werden. Immerhin konnte man so zum Schutz von Nachbargebäuden deren Dächer nass halten, wirklich löschen aber wohl noch nicht.

Die ehemals noch selbständige Gemeinde Geestdorf, die später im Jahre 1904 mit Gnarrenburg vereinigt wurde, hatte damals schon eine etwas modernere Handdruckspritze, die bei der Zusammenlegung der beiden Orte der Marienhütte als Werkfeuerspritze zur Verfügung gestellt wurde. Bereits Im Jahre 1893 erkannten die beiden noch getrennten Gemeinden Gnarrenburg und Geestdorf dann aber die Notwendigkeit, zum „Schutze gegen Feuergefahr“ eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben rufen zu müssen.

Nachdem die Ratsherren der beiden Ortschaften mehrere gemeinschaftliche Sitzungen abgehalten hatten, einigte man sich darauf, aus beiden Gemeinden eine gemeinsame Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Der Bau „eines Spritzenhauses“ wurde beschlossen und erste Ausrüstungsgegenstände beschafft. Hierbei ließ man sich schon damals extern beraten und zog den Sachverstand eines Feldwebels der Bremer Berufsfeuerwehr heran. So wurden als Erstausstattung eine Handdruckspritze und zwei Wasserwagen mit insgesamt 2.000 Liter Fassungsvermögen angeschafft. Schon vor 125 Jahren konnte die Freiwillige Feuerwehr Gnarrenburg damit quasi auf ihr erstes Tanklöschfahrzeug zurückgreifen, wenn auch noch handbetrieben. Außerdem war der Betrieb im Winter nicht immer einfach. Da das „Spritzenhaus“ damals noch ungeheizt war, froren die 22 Wasserwagen in den damals wohl noch kälteren Wintern auch öfters einmal ein und mussten dann aufwändig aufgetaut werden, was ausweislich der alten Chronik „schwierige Arbeit“ war.

Aus beiden Gemeinden meldeten sich zum freiwilligen Eintritt jedenfalls gleich 42 Männer. Gebrauchte Lederhelme und einige Jacken wurden beschafft, und damit begann am 1. Juni des Jahres 1893 der Dienst.

Die Feuerwehr Gnarrenburg gehört damit zu den ältesten Feuerwehren im Landkreis Rotenburg/Wümme.

Als Vorlage für die erste Satzung diente übrigens die der Selsinger Wehr, die drei Jahre zuvor gegründet worden war. Die Handdruckspritze und 60 Meter C-Schläuche wurden von der Firma Louis Tidow aus Hannover geliefert und kosteten damals 1.700 Mark.

Mit der kleinen Handdruckspritze konnte die noch junge Feuerwehr so manches Gebäude vor dem Totalschaden retten. So ist der alten Chronik zu entnehmen:

[..] am der 27. Juni 1903, wo der große Brand in Karlshöfen war, ein Tag, der nie vergessen werden sollte. An diesem Tage hat die Wehr mit ihrer kleinen Spritze und Wasserwagen links die ganzen Bauernhäuser gerettet, die fast alle eins nach dem anderen brannten. Ebenfalls bei dem großen Brande der Marienhütte am 21. Januar 1912 und der Bremer Torfwerke am 9. November 1921.

Am Rande sei bemerkt, dass man damals noch recht militärische Strukturen pflegte und so hatte man keinen Ortsbrandmeister, sondern ein Hauptmann führte die Ortsfeuerwehr. So wurden als erster Hauptmann der Wehr der Kaufmann Hinrich Schröder, als dessen Stellvertreter der Kaufmann Emil Lamprecht, als Zugführer Hinrich Steeneck und Hinrich Steffens, als Spritzenmeister Rudolf Hoppe, als Schriftführer Klaus Stelljes in der ersten Generalversammlung gewählt. Die Alarmierung erfolgte übrigens durch Hornsignale, der Digitalfunk war noch nicht erfunden.